EMDR & Traumatherapie

Was ist EMDR?

Augenbewegung EMDR

EMDR steht für „Eye Movement Desensitization and Reprocessing“ – auf deutsch: Desensibilisierung und Wiederverarbeitung durch Augenbewegung. 

Ziel der Therapie mit EMDR ist, dass ein traumatisches Erlebnis zwar noch in der Erinnerung existiert (wir können die Vergangenheit nicht ungeschehen machen), die Erinnerung aber nicht mehr ständig den Alltag beeinflusst. Viele Betroffene können deshalb nach einigen EMDR-Sitzungen sagen: „Ich weiß, es ist geschehen. Es war schlimm, aber es ist vorbei.“

Dr. Francine Shapiro entwickelte dieses Therapieverfahren zwischen 1989-91 ursprünglich zur Behandlung von Traumafolgestörungen von Kriegsveteranen und misshandelten Frauen in den USA (Kalifornien). Sie schrieb damals ihre Doktorarbeit und hat mit ihrer Organisation viele Therapeuten in diesem Verfahren weltweit ausgebildet.

Seit den 90er Jahren ist viel geschehen und EMDR ist ein wissenschaftlich gut erforschtes, anerkanntes und als effektiv erwiesenes therapeutisches Verfahren. Dieses eignet sich erstklassig zur Behandlung von psychischen Traumata aller Art, aber auch andere Störungen und Zustände welche auf ein belastendes Erlebnis zurückgehen.

Was genau ist ein Trauma?

Das Wort Trauma kommt aus dem griechischen und bedeutet Wunde oder  Verletzung, ohne dabei zu definieren, wodurch diese hervorgerufen wurde. Ein psychisches Trauma ist ein belastendes Ereignis oder eine Situation, die bei der Person eine psychische Verletzung hervorruft – man  könnte dies auch als eine „seelische Verletzung“ betiteln.

Ist das Ereignis „zu groß“, „zu viel“, „überfordernd“, „außergewöhnlich bedrohend“, „zutiefst erschütternd“ (wie eine Situation empfunden wird, ist immer individuell verschieden), kann diese Situation in unserem Gehirn nicht bewältigt und verarbeitet werden. In diesem Zusammenhang spricht man dann von einer Traumafolgestörung. Das heisst der Körper reagiert auf ein traumatisches Erlebnis mit seiner eigenen Überlebensstrategie und die seelische Verletzung heilt nicht einfach von alleine ab.


Über Gisela Schneider, MA, Traumatherapeutin

Ich habe meine Ausbildung im Januar 2007 beim EMDR Institute (geleitet von Dr. Francine Shapiro) in Boston, USA mit Level 2 abgeschlossen. Ich arbeite seit nunmehr über 10 Jahren mit dieser Methode, zunächst 5.5 Jahre in den USA in einer Klinik für psychische Störungen (The Providence Center, RI & Arbour Counseling Services, MA) und seit 2012 in meiner Privatpraxis. 

Meine Erfahrungen gebe ich seit 2012 zwei Mal im Jahr in einer an die Original-Ausbildung angelehnte EMDR Fortbildung im Forum Gilching weiter.

Je nach Klient arbeite ich mit Augenbewegungen, bilateraler Stimulation (sogenanntes tapping auf die Knie oder Hände), oder mit dem EMDR-Gerät (Handstimulation), welches dem Klient erlaubt weiter von mir weg zu sitzen. 

Nachdem EMDR eine Methode ist, und nicht eine Psychotherapieform per se (Gestalttherapie wäre so etwas), lässt sie sich gut mit anderen Therapieformen kombinieren. Je nach Klient passe ich dies an und wir arbeiten

  • nach dem sogenannten „Originalprotokoll“
  • mit angepasstem Protokoll mit Elementen aus der Prozessarbeit oder mit Bildern / Strichmännchen um die Wahrnehmung zu unterstützen oder um Ressourcen mehr einzubinden
  • mittels imaginativer Techniken und Einflüssen aus der Hypnosetherapie
  • anhand von Elementen aus der DBT (Dialektisch Behavioraler Therapie nach Marsha Linehan)
  • mit Achtsamkeitsübungen um Emotionen tolerieren zu lernen.

Wie sieht eine EMDR-Sitzung aus?

Zentrales Element der EMDR-Therapie sind die bilateralen Stimulationen: Durch Links-Rechts-Augen­bewegungen oder ein abwech­seln­des Klopfen auf die Hände oder Knie des Klienten kommt es im Gehirn zu einer Neuvernetzung von Gefühlen, Gedanken und inneren Bildern. Dies hilft dabei, dass das belasten­de Ereignis dorthin geht, wo es hingehört: in die Vergangenheit. Anders gesagt: man „verarbeitet“ das Trauma und die dazugehörigen Erlebnisse und bewertet sie neu.

Bei einer PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung) wird ein stark belastendes, traumatisches Erlebnis z.B. durch sogenannte „Trigger“ (Auslöser) im Alltag und in Albträumen immer wieder neu erlebt. Durch die EMDR-Behandlung verändert es sich.

Dr. Shapiro verglich dies in meiner Ausbildung mit einer 

Zugreise: Die Patientinnen und Patienten fahren noch einmal an dem Geschehen vorbei – aber aus sicherer Distanz und in Begleitung ihrer Therapeutinnen bzw. Therapeuten. Im weiteren Verlauf der Sitzung verblasst die belastende Erinnerung Stück für Stück und die Symptome des Traumas werden aufgelöst. Die Patienten lernen, mit den alten traumatischen Erinnerungen und Gedanken umzugehen und können eine neue, angemessenere Perspektive auf das Geschehen entwickeln.“ (Zitat von EMDRIA)


Vorraussetzungen für eine EMDR-Therapie:

Da das EMDR während der Sitzung eine aktive Auseinandersetzung – man spricht hier auch von Exposition – mit dem Trauma  verlangt, muss sich der Klient zum Zeitpunkt der Therapie psychisch und physisch in einem Gesundheitszustand befinden, der die beschleunigte Verarbeitung des Traumas erlaubt.

Nur wenn man körperlich und geistig belastbar ist, kann EMDR erfolgreich sein.

Jede gute Traumatherapie besteht deshalb aus drei Phasen, die natürlich je nach persönlichem Zustand unterschiedlich lange dauern können:

  1. Stabilisierungsphase – wie in jeder Therapie gilt, dass man zunächst erst einmal stabil genug sein muss (und dies kann man sich erarbeiten), bis man sich mit dem Trauma auseinandersetzt.
  2. Verarbeitungsphase – mit Hilfe von EMDR und anderen Verarbeitungsmethoden
  3. Integrationsphase

Deshalb ist es mir wichtig, dass wir in einem Erstgespräch und folgenden Gesprächen feststellen, ob diese Therapieform die für Sie Richtige ist.