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Über Achtsamkeit, „Versagen“ und Umbrüche

Kürzlich bin ich über einen Buchtitel von Pema Chödrön gestolpert: „Fail, fail again, fail better“ (Versage, versage nochmals, versage besser) … und ich habe mir darüber Gedanken gemacht – wie geht das nochmal? Besser im Versagen werden? Eigentlich wollen wir ja nur eines nicht, nämlich versagen.

Wenn etwas in unserem Leben „schief“ geht, sei es, dass wir nicht den erwarteten Job bekommen oder entlassen werden, krank werden, eine Partnerschaft oder Freundschaft auseinanderbricht, oder wir enttäuscht werden, labeln wir dies oft als Versagen oder „Fehler“. Schon wieder ist etwas passiert (wir wiederholen gewisse Dinge ja gerne immer wieder, langen sozusagen immer wieder auf die gleiche heisse Herdplatte – die kennen wir ja schon, wollen sie aber so nicht zunächst erkennen)… und meist geben wir entweder äußeren Umständen bzw. Personen die Schuld, oder wir machen uns selbst nieder. Meist hat man sich dann in der Situation gefühlsmässig „verheddert“.

Es gibt aber auch einen anderen Weg.

Achtsamkeit und das Erlernen genau dieser ist in meinen Augen eine der Möglichkeiten, um mit Lebensumbrüchen besser umgehen zu können. Achtsamkeit bedeutet ein neugieriges Wahrnehmen und eine akzeptierende Haltung von allem was gerade passiert (im „Jetzt“ wie man so schön sagt) und was man gerade fühlt, denkt, und spürt – im Innen und im Aussen.

Nur wenn ich bewusst wahrnehme, was mit mir und in mir „passiert“, wie ich mich gerade fühle, und wie ich etwas betrachte (das Bild von dem Netz zum Beispiel), habe ich eine Wahlmöglichkeit und kann mich vollkommen auf etwas einlassen, aus einer Situation lernen, und etwas anders machen.

Vielleicht war das so gelabelte Versagen ja gar kein Versagen? Oder es ist zu etwas gut?

Natürlich passiert diese „Achtsamkeit“, (die jetzt ja fast überall erwähnt wird) und achtsame Wahrnehmung nicht über Nacht, sondern man muss sie zunächst erlernen und üben (es gibt dazu verschiedenste Bücher, Workshops, etc … auch ich arbeite damit), aber in meinen Augen lohnt es sich.

Denn wir alle kennen dieses vorher erwähnte Szenario:  etwas Unerwartetes passiert, und dieser Umbruch löst Angst, Traurigkeit oder andere tiefe Gefühle aus. Da ist noch etwas Altes, man hat es noch nicht losgelassen, sollte sich davon trennen, weiß aber noch nicht genau wohin man nun unterwegs ist. Wie lässt man etwas los, ohne zu wissen wohin es geht? Wie lässt man sich auf etwas Neues ein? Neues macht uns gerne Angst…

In genau dieser Umbruchsituation liegt eine große Kraft, eine Verletzlichkeit und innere „Nacktheit“ aber auch Ungeformtheit – etwas ist noch im „rauen“ Zustand (auf Englisch „rawness“). In diesen Momenten können wir, wenn wir es uns erlauben und uns uns selbst liebevoll zuwenden, uns so wahrnehmen wie wir sind. Und dies ist ein Weg hin zu uns Selbst. Anstatt in Angst zu versinken lohnt es sich neugierig zu werden und sich dem Unbekannten zuzuwenden …

Diesen Prozess empfinde ich als etwas sehr Wichtiges. Würdigt man diesen, allein, und/oder in Therapie, und erforscht man diese „Neuheit“ mit so etwas wie einem Staunen, liegt dort meisst eine ungeheure Kraft in das Neue aufzubrechen.